ÖGfE-Umfrage: Österreicher:innen für verstärkte europäische Zusammenarbeit in Sicherheit und Verteidigung

Neun von zehn Befragten ist Neutralität wichtig | Zwei von drei gegen NATO-Beitritt

Der Angriff Russlands auf die Ukraine hinterlässt auch im heimischen Meinungsbild seine ersten Spuren. Eine Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher möchte, dass die Zusammenarbeit der EU-Mitgliedsländer in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik verstärkt wird und befürwortet die gegen Moskau verhängten Sanktionen. Ein Beitritt zur NATO steht jedoch zurzeit ebenso wenig zur Diskussion, wie eine etwaige EU-Mitgliedschaft der Ukraine. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Umfrage der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik, die von 3. bis 4. März online unter 500 Befragten österreichweit durchgeführt wurde.

Zwei von drei Befragten sprechen sich dafür aus, dass die Zusammenarbeit der EU-Mitgliedsländer in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik intensiviert werden sollte. Etwa ein Fünftel (21 Prozent) ist gegen diesen Vorschlag. 13 Prozent äußern sich nicht dazu.

Neun von zehn Österreicher:innen ist die Neutralität unseres Landes wichtig, davon 70 Prozent „sehr“ und 21 Prozent „eher“, 6 Prozent ist sie nicht wichtig. Gegenüber einer Vergleichsumfrage vom Februar 2019 ist die Zahl jener, denen sie „sehr wichtig“ ist, um 14 Prozentpunkte gestiegen.

Ein NATO-Beitritt Österreichs fände aktuell keine Mehrheit. Gäbe es am kommenden Wochenende eine Volksabstimmung über diese Frage, so würden sich knapp zwei Drittel (64 Prozent) gegen einen Beitritt zum westlichen Militärbündnis aussprechen und nur 17 Prozent dafür. Ein knappes Fünftel (19 Prozent) wüsste nicht, wie es sich zu dieser Frage entscheiden würde oder macht keine Angabe.

Gleichzeitig ist beinahe die Hälfte der befragten Österreicher:innen (46 Prozent) der Ansicht, dass die gegen Russland verhängten EU-Sanktionen weiter verschärft werden sollten. Ein Viertel (25 Prozent) hält die gegenwärtigen Maßnahmen für ausreichend, 15 Prozent empfinden sie als zu hart.

Vor dem Hintergrund der russischen Aggression gegen die Ukraine sind 83 Prozent dafür, dass Österreich Flüchtende aus der Ukraine aufnehmen soll. 12 Prozent lehnen dies ab.

Ein EU-Beitritt der Ukraine ist wiederum zurzeit nicht mehrheitsfähig: 31 Prozent der Österreicher:innen würden zwar eine Mitgliedschaft der Ukraine in der EU begrüßen, 41 Prozent jedoch ablehnen. 14 Prozent äußern sich indifferent („ist mir egal“).

Hintergrund:
Die aktuelle Umfrage wurde von market (
www.market.at) von 3. bis 4. März 2022 im Auftrag der ÖGfE durchgeführt. Befragt wurden österreichweit 500 Personen online, österreichische Bevölkerung ab 16 Jahre, repräsentativ für Alter, Geschlecht, Region und Bildung. Maximale statistische Schwankungsbreite ca. +/- 4,48 Prozent. Rest auf 100 Prozent = „weiß nicht/Keine Angabe“. Differenz auf 100 Prozent aufgrund gerundeter Werte.
Vergleichsumfragen: Tel SWS 280, 14.-28. Februar 2019, n=599 / Tel SWS 290, 30. März bis 15. April 2020, n=512 / Research Affairs, CATI, 15.-21. März 2021, n=1000. Umfrage Finnland: Taloustutkimus, 23.-25. Februar 2022, n= 1382. Umfrage Schweden: Demoskop, 25. Februar – 1. März 2022, n=1017.