„Krisenmanagement: Erfahrungen Serbiens und Österreichs im internationalen Umfeld“

„Krisenmanagement: Erfahrungen Serbiens und Österreichs im internationalen Umfeld“

Diskussionsveranstaltung mit Radovan Jelašić (Ehem. Gouverneur der Serbischen Nationalbank), Wolfgang Duchatczek (Vize-Gouverneur der OeNB) und Thomas Wieser (SC im BM für Finanzen) in der Oesterreichischen Nationalbank.

Diskussionsveranstaltung
„Krisenmanagement: Erfahrungen Serbiens und Österreichs im internationalen Umfeld“

12. April 2011, 18 Uhr
Kassensaal der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB)
Otto-Wagner-Platz 3, 1090 Wien

Welche Erfahrungen und Lehren lassen sich aus der Finanzmarktkrise für Serbien und Österreich ziehen? Diesen Fragen widmete sich gestern – unter der Leitung von Marianne Kager (Ehem. Chef-Ökonomin der Bank Austria – Creditanstalt) – eine prominente Expertenrunde im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung in der Oesterreichischen Nationalbank.

Hauptaussagen

Radovan Jelašić
(ehem. Gouverneur der Serbischen Nationalbank)

  • Die Wirtschaftswachstumsraten Serbiens waren vor der Krise langfristig nicht nachhaltig, da der Wachstumsmotor die lokale Nachfrage war und die Umstrukturierung der Wirtschaft nur schleppend vorankam.
  • Trotz hoher Euroisierung hat sich Serbien für ein flexibles Wechselkursregime entschieden. Auch deswegen hat das Land größere Sicherheitspuffer vor der Krise eingebaut.
  • Der Restrukturierung des Bankensektors sind keine Reformen im realen Sektor vorausgegangen. Ein stabiles und liquides Bankensystem hat die Effekte der Krise wesentlich abgedämpft, Banken im ausländischen Besitz haben die Krise besser überwunden als lokale Institute.
  • Die Krise hat der Finanzsektoraufsicht teilweise „geholfen“, obwohl es auch unerwünschte Nebenwirkungen gab.
  • Serbien hat diese Krise gut überstanden, doch bewältigt ist sie noch nicht. Die Anpassung an die neue wirtschaftliche Realität muss schnell vollzogen werden.

Thomas Wieser
(Sektionschef im Bundesministerium für Finanzen)

Wieso hilft Österreich mit seinen Krediten anderen Euro-Mitgliedstaaten?

  • Österreichische Investoren, Banken, Versicherungen und private Pensionsfonds, haben Anleihen von Portugal, Griechenland und Irland gekauft. Wir haben ein genuines, egoistisches Interesse daran, dass die Werthaltigkeit dieser Investitionen erhalten bleibt.
  • Die Finanzmarktstabilität in der gesamten Euro-Zone muss gewahrt werden, damit unser Finanzsystem nicht in Schwierigkeiten gerät. Mit unseren Krediten können wir dazu beitragen.
  • Als EU-Mitglied sind wir – moralisch und rechtlich – dazu verpflichtet zu helfen.
  • Mit unserer Hilfe stabilisieren wir unsere Exportmärkte.  Indem Griechenland, Portugal und Irland weiterhin österreichische Waren importieren können, sichern wir Wachstum und Beschäftigung in Österreich.

Wolfgang Duchatczek
(Vize-Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank)

Welche Lehren ziehen wir aus der Finanzkrise?

  • Eine stärkere Bankenregulierung könnte im Vorfeld negative Entwicklungen verhindern und, wenn diese eintreten sollten, durch höhere Sicherheitspuffer und Eigenkapital abfedern.
  • Nicht eine Abschottung von Euro-Ländern mit Problemen, sondern ein Aufrechterhalten der Integration ist gefragt. Wir müssen den betroffenen Ländern über internationale Finanzmittel, nicht nur im Euro-Raum, sondern in der gesamten EU, helfen, ihre Schwierigkeiten zu überwinden.
  • Internationale Finanzhilfen, über den Internationalen Währungsfonds koordiniert, wurden bis heute auf jeden Euro und jeden Schilling zurückgezahlt. Folglich ist es der richtige Weg, die betroffenen Länder mit Überbrückungskrediten zu unterstützen.