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Europa Club Uni Wien Juridicum: "Globalization, demography and social aspects of the economic crisis"

Im Dachgeschoß des Wiener Juridicums fand am 11.11.2011 die zweite hochkarätig besetzte Veranstaltung unserer Diskussionsreihe Europa Club Uni statt.

Hauptaussagen

László Andor, M.A. (EU-Kommissar für Beschäftigung und Soziales):

  • Europa steht mit dem Rest der Welt in Wettbewerb und punktet mit Qualität und nicht mit günstigen Arbeitskosten. Lebenslanges Lernen, Flexibilität, Mobilität und die Attraktivität des europäischen Marktes für gut ausgebildete MigrantInnen müssen weiter forciert werden.
  • Die Jugendarbeitslosigkeit in der EU ist mit 21 Prozent mehr als doppelt so hoch wie die allgemeine Quote. In vielen EU-Ländern sind ein Drittel der jungen Menschen ohne Arbeit, in Spanien mit 46 Prozent fast die Hälfte. Durchschnittlich vier von zehn Jobs für junge Menschen sind befristet.
  • Die richtige Balance zwischen der Belastung derer, die arbeiten, und derer, die bereits in Pension sind, muss daher gefunden werden. Die Europäische Kommission (EK) arbeitet an einem „White Paper“ zur Zukunft der Pensionen.
  • Sozialpolitik ist in erster Linie Gegenstand nationaler Politik. Dennoch hat die EK einige Instrumente geschaffen, die die europäischen BürgerInnen dabei unterstützen, den Herausforderungen der Globalisierung entgegenzutreten: Globalisierungsfonds, Europäischer Sozialfonds, Europäische Jugendgarantie, Programm „Youth on the Move”, EURES-Website für Jobsuchende, Identifikation von ökonomischen Sektoren mit Arbeitskräftemangel, Unterstützung von selbständigen Unternehmensgründungen, Europäische Mikrofinanzierungsmöglichkeiten
  • Mit seiner vergleichsweise niedrigen Arbeitslosigkeit und einer effektiven Lehrlingsausbildung dient Österreich als Vorbild für andere EU-Länder im Bereich Beschäftigungspolitik.

Mag. Evelyn Regner (Abgeordnete zum Europäischen Parlament):

  • Angst ist ein schlechter Antriebsfaktor für Entscheidungen, sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene. Herausforderungen durch Globalisierung und demografische Veränderung sollten vielmehr mit Mut gemeistert werden.
  • Bei der Suche nach vorbildhaften Beispielen gelungener Beschäftigungsmodelle müssen länderspezifische Mentalitätsfaktoren berücksichtigt werden. Positive Elemente auf andere Länder zu übertragen, ist nicht immer sofort ein Erfolgsrezept.
  • Die EK fokussiert bei ihren derzeitigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zu stark auf Flexibilität. Greift man auf Flexicurity-Modelle zurück, könnte – zuungunsten der ArbeitnehmerInnen – eine „Light-Version“ des Arbeitsrechts geschaffen werden. Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmensgründungen wären jedoch gut dafür geeignet, um die wirtschaftliche Produktivität zu erhöhen.

Botschafter i.R. Dr. Gregor Woschnagg (Industriellenvereinigung):

  • Die Verminderung der Staatsschuld in Österreich ist absolut notwendig. Alleine die Bedienung der Zinsen ist um ein Vielfaches höher als die Finanzierung der österreichischen Bildungsmaßnahmen.
  • Österreich ist im Global Competitiveness Index auf den 18. Platz zurück gefallen. Auch im PISA-Test schneidet Österreich schlecht ab. Mehr Geld für Bildung und Universitäten und weniger für Pensionen ist notwendig, um Schulden zu reduzieren und mehr Jobs zu kreieren.
  • Mikrofinanzkonzepte gerade an den Universitäten wären erforderlich um die Gründung von Unternehmen zu fördern.

Univ.-Prof. Dr. Alina-Maria Lengauer, LLM (Institut für Europarecht):

  • Aufgrund der Konsolidierung nationaler Haushalte kommt es zu einer Abnahme von Beihilfen für Studentenmobilität. Angesichts dieser immer geringer werdenden Möglichkeiten sind Wege zu suchen, die Mobilität nachhaltig zu erhöhen.
  • Arbeitslosigkeit ist vielfach strukturell verankert. Gerade Menschen mit wenig oder keiner Bildung sollte daher geholfen werden.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem KURIER