Umfrage: "Gelebte Nachbarschaft in der Grenzregion Burgenland-Ungarn"

Burgenländer und Ungarn sprechen sich für eine verstärkte grenzüberschreitende Zusammenarbeit aus. Dies ist das Ergebnis von Umfragen in den Grenzregionen der beiden Länder, die im Auftrag der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) im Sommer 2011 durchgeführt wurden.

Am Donnerstag, 8. März 2012, wurden die Hauptergebnisse der Umfragen von WHR Mag. Georg Schachinger (Geschäftsführer Regionalmanagement Burgenland) und Mag. Paul Schmidt (ÖGfE) im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz in Eisenstadt der Öffentlichkeit vorgestellt.
Finden Sie untenstehend die Presseaussendung, eine PPT-Präsentation der Ergebnisse sowie einen ausführlichen Gesamtbericht.

Hauptergebnisse

  • Der Fall des „Eisernen Vorhangs“ vor gut 20 Jahren wird mehrheitlich positiv betrachtet. Gegenüber Vergleichsumfragen im Burgenland aus dem Jahr 2000 ist das – im Vergleich zu ÖGfE-Befragungen in den Grenzregionen von Nieder- und Oberösterreich ohnehin schon sehr positive – Stimmungsbild großteils noch besser geworden.
  • Je mehr Kontakte vorhanden sind bzw. je öfter sich die Befragten in Ungarn aufhalten, desto positiver ist die generelle Einstellung zu Aspekten grenzüberschreitender Zusammenarbeit.
  • Bereits im Jahr 2005 hatte die ÖGfE die Befragten im Burgenland um ihre Einschätzung gebeten, wie sich ihre Region mit dem EU-Beitritt Ungarns künftig entwickeln würde. Im Jahr 2011 wurden die Befragten nun um ihre Bilanz gebeten, welche Entwicklung die Region seit dem ungarischen EU-Beitritt genommen hat. Die Ergebnisse zeigen, dass die Bilanz in fast allen Bereichen positiver ausfällt als es ursprünglich erwartet worden war. Einzig bei den Punkten Kriminalität und Verkehrsbelastung stimmen Erwartungen und Bilanz (im negativen Sinn) überein.
  • In beiden Befragungsregionen meint eine Mehrheit, dass sich der EU-Beitritt Ungarns positiv auf die Regionen ausgewirkt hat. Dies betrifft vor allem die Bereiche „nachbarschaftliches Verhältnis der Gemeinden“, den Tourismus und den kulturellen Austausch. Auch der Bereich der Arbeitsplätze wird – vor allem im Burgenland – durchaus positiv beurteilt.
  • Als Herausforderungen werden hingegen die Bereiche Verkehrsbelastung, Kriminalität bewertet. Hier sehen die Befragten seit 2004 negative Entwicklungen. è Tatsächlich zeigt die Kriminalitätsentwicklung seit 2004 keine steigende Tendenz.
  • Ein knappes Drittel der Burgenländer rechnet damit, dass „viele“ ungarische Arbeitnehmer über die Grenze pendeln (werden).
    è Tatsächlich geben nur 8 Prozent der befragten Ungarn an, zur Arbeit nach Österreich zu pendeln. Der Anteil von Ungarn an der Gesamtbeschäftigung im Burgenland beträgt knapp 10 Prozent. (Liberalisierungseffekt Ende Dezember 2011: + 1644 Arbeitnehmer aus Ungarn).
  • Die Frequenz der Kontakte von Burgenländern zu Menschen aus dem Nachbarland hat seit 2000 zugenommen. Ausflüge und Einkaufen sind sowohl für Burgenländer als auch für Ungarn das Hauptmotiv für den Aufenthalt im Nachbarland.
  • In beiden Befragungsregionen ist eine große Mehrheit für die Verstärkung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der Gemeinden in den Bereichen Umweltschutz, Wirtschaft, Tourismus, Kultur, Vereine und Sport.
  • Das Ende der Grenzkontrollen im Zuge des Schengen-Beitritts der Nachbarländer (2007) wird in beiden Befragungsregionen mehrheitlich als positiv erachtet. Befragte in Ungarn sehen sie noch positiver als jene im Burgenland.
  • Ungarische Befragte sind eher der Meinung, dass die Einführung des Euro in ihrem Land zu einem stärkeren Zusammenwachsen der Regionen führen würde.
  • Die Kenntnisse der Nachbarsprache sind auf ungarischer Seite deutlich höher.
  • Der Bekanntheitsgrad von EU-geförderten Projekten in der Region ist im Burgenland geringer als jenseits der Grenze.