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ÖGfE-Umfrage: EU-Friedensnobelpreis als Auftrag für Gegenwart und Zukunft?

Österreicher erwarten sich EU-Maßnahmen gegen Jugendarbeitslosigkeit (93 Prozent) und mehr Mitbestimmung (89 Prozent)

ÖGfE-Umfrage: EU-Friedensnobelpreis als Auftrag für Gegenwart und Zukunft?
Utl.: Österreicher erwarten sich EU-Maßnahmen gegen Jugendarbeitslosigkeit (93 Prozent) und mehr Mitbestimmung (89 Prozent)

Heute wird der Europäischen Union der diesjährige Friedensnobelpreis verliehen. Die Österreichische Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) hat zu diesem Anlass eine österreichweite Umfrage in Auftrag gegeben, die sich auch den Erwartungen an die EU und der Zukunft des Integrationsprozesses widmet.

Friedensnobelpreis? Ja, aber…
Der Friedensnobelpreis an die EU wird von einer Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher als gerechtfertigt angesehen.
51 Prozent meinen, dass sich die EU den Friedensnobelpreis verdient (8 Prozent „sehr“/43 Prozent „eher“). Ingesamt 42 Prozent stehen der Entscheidung des Nobelpreiskomitees aber eher skeptisch gegenüber (25 Prozent „eher nicht“/17 Prozent „gar nicht“ verdient)*.

Auftrag an die EU: Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit und mehr Mitbestimmung
Was die Erwartungen an die EU betrifft, so haben die Österreicher eine klare Prioritätensetzung: 93 Prozent der Befragten möchten, dass sich die EU für die Verringerung der Jugendarbeitslosigkeit einsetzt („sehr stark“ und „stark“). Nur fünf Prozent sehen das nicht als vorrangig an („weniger“ und „gar nicht stark“).
Fast ebenso deutlich (89 Prozent) wird ein Mehr an demokratischer Mitbestimmung der Bürger gewünscht. 10 Prozent halten dies nicht für eine Priorität. Befragte mit Pflichtschulabschluss und jene Befragte, die einer Verstärkung der Integration und der Vergabe des Friedensnobelpreises an die EU skeptisch gegenüberstehen, wünschen sich überdurchschnittlich häufig „mehr demokratische Mitbestimmung“.
Ebenfalls mehrheitlich (73 Prozent) wird ein Engagement der EU in Hinblick auf eine gemeinsame Sozialpolitik begrüßt. 23 Prozent sind skeptisch.
Insgesamt 65 Prozent wollen, dass sich die EU im Rahmen einer gemeinsamen Außenpolitik engagiert. Für 31 Prozent ist dies nicht vorrangig.

Neuer EU-Vertrag und EU-Erweiterung derzeit zweitrangig
Für 42 Prozent der Befragten steht derzeit die Frage eines neuen EU-Vertrages nicht auf der Prioritätenliste. 38 Prozent möchten, dass sich die EU hier engagiert.
Noch weniger aktuell ist eine künftige EU-Erweiterung. Nur 16 Prozent treten hier für ein starkes EU-Engagement ein, 82 Prozent jedoch nicht.

Reiche Länder sollen helfen
Eine Mehrheit der Befragten (56 Prozent) hält es für wichtig, dass „reiche“ EU-Länder, wie etwa Österreich, andere Mitgliedsländer, die von der aktuellen Krise besonders betroffen sind, auch finanziell unterstützen  (16 Prozent „sehr wichtig“/40 Prozent „wichtig“). Immerhin 43 Prozent der Befragten sind jedoch anderer Meinung (26 Prozent „weniger“/17 Prozent „gar nicht wichtig“).

Fast jeder Zweite für eine engere Zusammenarbeit innerhalb der EU
49 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, dass die Europäische Integration – die Zusammenarbeit innerhalb der EU – eher vertieft werden sollte. 27 Prozent finden das derzeitige Ausmaß der Integration gerade richtig. 20 Prozent plädieren für eine Verringerung.

Gemischte Gefühle zur längerfristigen Zukunft der EU
Was die längerfristige Zukunft der EU anlangt, so haben insgesamt 52 Prozent der Österreicher ein „gutes Gefühl“ (3 Prozent „sehr gutes“/49 Prozent „gutes Gefühl“). 46 Prozent blicken jedoch mit Sorge in die kommenden Jahre und Jahrzehnte (34 Prozent „schlechtes“/12 Prozent „sehr schlechtes Gefühl“).
Die Umfrage wurde im Auftrag der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik von der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft durchgeführt. Befragt wurden insgesamt 528 ÖsterreicherInnen per Telefon (repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 16 Jahre/Gewichtung nach Geschlecht, Alter und Bildung) im Dezember 2012 ((Tel SWS 207).
*Hier und im Folgenden: Rest auf 100 Prozent = „weiß nicht/Keine Angabe“ bzw. Differenz auf 100 Prozent aufgrund gerundeter Werte.