Großunternehmen und Konsumenten profitieren stärker als KMUs und Arbeitskräfte – so die Meinung der Österreicher
Am 1. Jänner 2013 wird es 20 Jahre her sein, dass der “Europäische Binnenmarkt” Wirklichkeit wurde. Österreich ist seit dem EU-Beitritt 1995 Teil des gemeinsamen Markts, der den freien Verkehr von Personen, Kapital, Waren und Dienstleistungen ermöglicht. Welche Bilanz ziehen nun die Österreicher? Eine Umfrage der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) gibt Einblick in das aktuelle Meinungsbild.
„Generell verbinden die Österreicher mit dem gemeinsamen europäischen Markt mehr Vor- als Nachteile“, analysiert ÖGfE-Leiter Paul Schmidt das Ergebnis der Umfrage. „Heimische Großunternehmen und Konsumenten sind nach Meinung der Österreicher die Hauptnutznießer des Binnenmarkts. Was die Auswirkungen auf Klein- und Mittelbetriebe und auf heimische Arbeitskräfte betrifft, ist das Meinungsbild jedoch gespalten.“
79 Prozent meinen, dass die heimischen Großunternehmen vom gemeinsamen Markt profitiert haben. 11 Prozent sehen Nachteile für österreichische Großbetriebe (Rest auf 100 % = „weiß nicht / Keine Angabe“).
Heimische Konsumenten profitieren ebenso, laut ÖGfE-Umfrage, vom gemeinsamen Markt: 59 Prozent sehen die Vorteile überwiegen. 32 Prozent der Befragten teilen diese Sicht nicht.
48 Prozent sehen heimische Klein- und Mittelbetriebe (KMU) als Nutznießer des Binnenmarkts. Für 42 Prozent überwiegen die Nachteile für KMUs. Die Hälfte der Befragten mit Pflichtschulabschluss äußert sich in dieser Frage skeptisch, bei den Personen mit Hochschulabschluss sind es dagegen nur 28 Prozent.
Für 47 Prozent hat der Binnenmarkt heimischen Arbeitskräften vor allem Vorteile gebracht. 40 Prozent sehen negative Auswirkungen. Skepsis zeigen vor allem die Altersgruppen zwischen 36 und 65 Jahren sowie Befragte mit Pflicht-, Berufs- oder Handelsschulabschluss.
„Heute gilt es, den gemeinsamen europäischen Markt weiterzuentwickeln, um einen noch größeren Teil der Bevölkerung an dessen Vorteilen teilhaben zu lassen“, so Schmidt. „Die Menschen sollten jedenfalls verstärkt über ihre Rechte informiert und deren effektive Durchsetzung in der Praxis sichergestellt werden”.
Die Umfrage wurde im Auftrag der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) von der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft durchgeführt. Befragt wurden insgesamt 501 ÖsterreicherInnen per Telefon (repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 16 Jahre/Gewichtung nach Geschlecht, Alter und Bildung) im September/Oktober 2012.