ÖGfE-Jugendumfrage zum Schulstart: Jugendliche fühlen sich als EU-BürgerInnen, doch sind geteilter Meinung, ob ihre Stimme zählt

Knapp neun Monate vor den nächsten Wahlen zum Europäischen Parlament sind Jugendliche in Österreich geteilter Meinung, ob ihre Stimme in der EU zählt. Junge Menschen sind der Ansicht, dass Entscheidungen, die sie persönlich betreffen, vor allem auf der nationalen, und weniger auf der europäischen Ebene getroffen werden. Das Interesse am nationalen politischen Geschehen ist höher als an jenem auf EU-Ebene. Dennoch sieht sich eine überwiegende Mehrheit als EU-BürgerIn. Zu diesen Ergebnissen kommt die jährliche Jugendumfrage der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE), die im Schuljahr 2017/18 unter 3168 Jugendlichen in ganz Österreich durchgeführt wurde.
Mehr als acht von zehn befragten Jugendlichen geben an, sich selbst als EU-Bürgerin bzw. EU-Bürger zu fühlen. Für 33 Prozent gilt dies „auf jeden Fall“, für 49 Prozent „eher schon“. Ein knappes Fünftel sieht sich dagegen „eher nicht“ (13 Prozent) bzw. „überhaupt nicht“ (5 Prozent) als BürgerIn der Union.
87 Prozent der Jugendlichen bis 15 Jahre bezeichnen sich selbst als EU-BürgerIn, in der Altersgruppe von 16 bis 18 sind es 82 Prozent, bei jenen, die 19 Jahre oder älter sind, liegt der entsprechende Wert bei 77 Prozent. Als EU-Bürgerin oder EU-Bürger sehen sich 86 Prozent der befragten Jugendlichen, die eine BHS besuchen. Ähnlich hoch ist dieser Wert bei SchülerInnen an AHS (84 Prozent) und Berufsschulen (80 Prozent).

Die befragten Jugendlichen sind geteilter Meinung in der Frage, ob die eigene Stimme in der EU zählt oder nicht. Insgesamt 49 Prozent sind „sehr“ (10 Prozent) oder „eher schon“ (39 Prozent“) dieser Ansicht. 52 Prozent sind allerdings vom Gegenteil überzeugt und antworten „eher nicht“ (38 Prozent) bzw. „gar nicht“ (14 Prozent). [Differenz auf 100 Prozent aufgrund gerundeter Werte]. Zwischen den einzelnen Befragungsgruppen gibt es in dieser Frage nur geringe Unterschiede.
Sechs von zehn Jugendlichen (61 Prozent) geben an, dass Entscheidungen, die für ihr eigenes Leben von Bedeutung sind, am ehesten auf der nationalen Ebene in Österreich getroffen werden. 22 Prozent nennen in diesem Zusammenhang die EU-Ebene, 16 Prozent die regionale Ebene – also das jeweilige Bundesland oder die Gemeinde.
Insgesamt zeigen 51 Prozent der befragten Jugendlichen „sehr großes“ (11 Prozent) bzw. „eher schon“ (40 Prozent) Interesse am politischen Geschehen auf europäischer Ebene. Ein fast ebenso hoher Prozentsatz verneint dies jedoch (36 Prozent „eher nicht“ | 12 Prozent „gar nicht interessiert“), wobei sich das Meinungsbild der einzelnen Befragungsgruppen kaum voneinander unterscheidet. Das politische Geschehen in Österreich stößt dagegen auf deutlich höheres Interesse: Drei von vier Jugendlichen zeigen sich daran „sehr“ (29 Prozent) bzw. „eher schon“ (47 Prozent) interessiert, während dies für ein knappes Viertel „eher nicht“ (17 Prozent) bzw. „gar nicht“ (7 Prozent) gilt. Besonders groß ist – mit 83 Prozent – das Interesse bei SchülerInnen an BHS, die sich damit als einzige Befragungsgruppe etwas vom durchschnittlichen Meinungsbild abheben.

Hintergrund:
Die Umfrage wurde im Rahmen der Wanderausstellung „EUROPA#wasistjetzt“ österreichweit im Zeitraum September 2017 bis inkl. Mai 2018 durchgeführt. 3168 Jugendliche an 49 Schulen wurden schriftlich befragt. „EUROPA#wasistjetzt“ (
www.wasistjetzt.eu) ist ein gemeinsames Projekt der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik, des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres und der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich.
Angaben zum Umfragesample: 25 Prozent der Befragten waren 15 Jahre oder jünger, 57 Prozent 16 bis 18 Jahre und 18 Prozent 19 Jahre und älter. 55 Prozent Schüler, 45 Prozent Schülerinnen; Einbezogene Schultypen (50 Prozent Berufs-, Fachschule, 32 Prozent AHS, 16 Prozent BHS, 2 Prozent NMS/KMS, HS, Polytechnische Schule). Bundesländerverteilung in Prozent: BGLD: 10, KTN: 14, NÖ: 29, OÖ: 5, SBG: 8, STMK: 14, TIR: 5, WIEN: 9, VBG 6. Auswertung der Umfrage: Sozialwissenschaftliche Studiengesellschaft. Fehlende Werte auf 100 Prozent = “Keine Angabe”.