ÖGfE-Umfrage: Tiroler:innen favorisieren mehr gemeinsames europäisches Handeln und sozialeres Europa

Die Tirolerinnen und Tiroler stehen der Europäischen Union und der Mitgliedschaft Österreichs ambivalent, aber doch positiv gegenüber. Groß ist das Interesse daran, was sich in der EU tut, geringer jedoch das Informationsgefühl über das Europäische Parlament, das am 9. Juni neu gewählt wird. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE), die von 7. bis 14. Mai 2024 in Tirol durchgeführt wurde (online, 600 Befragte).

Wenige Wochen vor den Europawahlen zeigen sich 69 Prozent der befragten Tiroler:innen bereit, „sicher“ oder „eher schon“ ihre Stimme abgeben zu wollen. 23 Prozent wollen hingegen „eher“ oder „sicher nicht“ am 9. Juni ins Wahllokal gehen. 8 Prozent deklarieren sich nicht.

Eine knappe Mehrheit von 51 Prozent fühlt sich „eher schlecht“ (37 Prozent) bzw. „sehr schlecht“ (14 Prozent) über die Arbeit und Aufgaben des Europäischen Parlaments informiert. Insgesamt 42 Prozent sehen sich auf einem „sehr guten“ (9 Prozent) bzw. „eher guten“ (33 Prozent) Informationsstand.

Sieben von zehn Tiroler:innen sagen, dass sie am europapolitischen Geschehen interessiert sind. Im Vergleich zu einer ÖGfE-Umfrage von Sommer 2021 ist das Interesse leicht – um 5 Prozentpunkte (PP) – zurückgegangen. Etwas mehr als ein Viertel gibt an, weniger oder gar kein Interesse zu haben, was auf europäischer Ebene geschieht – eine Steigerung um 6 PP.

42 Prozent sind überzeugt, dass die EU-Mitgliedschaft Österreichs vor allem positive Seiten für Tirol hat. Im Sommer 2021 waren nur 35 Prozent der Befragten dieser Meinung. Gleichzeitig ist jedoch auch die Zahl jener gestiegen, die die negativen Seiten überwiegen sehen – von 32 auf 37 Prozent. Stark zurückgegangen ist in den letzten drei Jahren der Anteil jener, die sagen, dass es keinen Unterschied für Tirol macht, ob Österreich Mitglied der EU ist oder nicht.

Knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent) findet, dass es mehr gemeinsames Handeln auf europäischer Ebene braucht, um die anstehenden Herausforderungen anzugehen. 42 Prozent wünschen sich hingegen mehr nationalstaatliches Handeln, während sich ein Zehntel in dieser Frage nicht sicher ist. Im Verlauf der letzten drei Jahre ist die Zahl jener, die für „mehr Europa“ eintreten, um 8 PP gesunken, die Zahl jener, die wollen, dass die EU-Mitgliedsländer mehr allein entscheiden sollten, ist um 5 PP gestiegen.

Die Tirolerinnen und Tiroler wünschen sich, dass die Europäische Union vorrangig Anstrengungen unternimmt, um die „Kluft zwischen Arm und Reich zu verringern“ – 55 Prozent sehen darin eine „hohe Priorität“. An zweiter Stelle folgt eine gemeinsame Asyl- und Migrationspolitik (50 Prozent), gefolgt vom Klima- und Umweltschutz (47 Prozent) und einer stärkeren Zusammenarbeit der EU-Mitgliedsländer im Bereich Sicherheit und Verteidigung (41 Prozent).

Bei politischen Entscheidungen, die die persönliche Zukunft betreffen, vertrauen die Tiroler:innen in erster Linie der regionalen politischen Ebene – 71 Prozent geben dies in der Umfrage an, vor drei Jahren waren es noch 65 Prozent. 16 Prozent haben das größte Vertrauen in Entscheidungsträger:innen auf Bundesebene, 13 Prozent in jene auf europäischer Ebene.

Hintergrund:
Die aktuelle Umfrage wurde von market (
www.market.at) von 7. bis 14. Mai 2024 im Auftrag der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) durchgeführt. Befragt wurden online 600 Personen in Tirol, 16 bis 80 Jahre, repräsentativ für Alter, Geschlecht, Region und Bildung. Maximale statistische Schwankungsbreite ca. +/- 4,1 Prozent. Differenz auf 100 Prozent aufgrund gerundeter Werte. Fehlende Werte auf 100 Prozent = „weiß nicht / keine Angabe“.

Die Umfrage in Tirol ist Teil einer EU-Bundesländertour der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik im Vorfeld der Europawahlen, bei der sowohl aktuelle bundesländerspezifische Umfragedaten in den Landeshauptstädten präsentiert als auch in Europa Club-Veranstaltungen – in Kooperation mit den ORF-Landesstudios – mit EU-Kandidat:innen und EU-Expert:innen und einem jungen Publikum über die Europawahl diskutiert wird.

Presseaussendung

Grafiken