ÖGfE-Umfrage: Europawahlen – Hohe Wahlbereitschaft in Oberösterreich, aber geringer Informationsstand

Die Menschen in Oberösterreich zeigen hohe Bereitschaft, am 9. Juni an den Europawahlen teilzunehmen. Auch wenn der Informationsstand über das EU-Parlament noch ausbaufähig scheint – das Interesse an Europa ist jedenfalls gegeben. Während die Einstellung zur EU-Mitgliedschaft ambivalent ist, sehen die Befragten die EU insbesondere bei Migration und sozialen Fragen sehen sie die EU gefordert. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle oberösterreichweite ÖGfE-Umfrage (online, 600 Befragte).

Sieben Wochen vor den Europawahlen sind sich 51 Prozent der Befragten „sicher“, ihre Stimme abgeben zu wollen. 22 Prozent können sich das „eher schon“ vorstellen. Lediglich 7 Prozent kündigen an, „sicher nicht“ an den Europawahlen teilnehmen zu wollen, 14 Prozent sagen, sie werden „eher nicht“ ins Wahllokal gehen.

Was den gefühlten Informationsstand über das Europäische Parlament betrifft, so sind die Meinungen geteilt: Insgesamt 49 Prozent geben an, „sehr gut“ (11 Prozent) oder „eher gut“ (38 Prozent) über seine Arbeit und Aufgaben informiert zu sein. Fast ebenso viele (46 Prozent) räumen allerdings ein Informationsdefizit ein („eher schlecht informiert“: 34 Prozent | „sehr schlecht informiert“: 12 Prozent).

Insgesamt 77 Prozent zeigen sich „sehr“ (26 Prozent) bzw. „eher“ (51 Prozent) an Vorgängen und Ereignissen in der EU und der europäischen Politik interessiert, was einer leichten Zunahme gegenüber einer ÖGfE-Vergleichsumfrage von 2021 entspricht. 25 Prozent sind hingegen „eher nicht“ (18 Prozent) bzw. „gar nicht“ (3 Prozent) daran interessiert.

Nach Meinung der Befragten in Oberösterreich sollte sich die Europäische Union in allererster Linie um eine einheitliche Migrations- und Asylpolitik kümmern: Für 61 Prozent hat dieses Thema „hohe Priorität“, für 27 Prozent „mittlere“ und nur für 9 Prozent „niedrige Priorität“. Praktisch gleichauf liegt der Wunsch nach einer Verringerung der Kluft zwischen Arm und Reich („hohe Priorität“: 60 Prozent, „mittlere“: 30 Prozent, „niedrige“: 7 Prozent). Für eine Mehrheit von 53 Prozent besteht hohe Priorität, die EU zu reformieren. Stärkere Zusammenarbeit bei Sicherheit und Verteidigung („hohe Priorität“: 49 Prozent), Klima- und Umweltschutz (46 Prozent) und eine Stärkung der globalen Rolle der EU (41 Prozent) sind weitere Punkte, die vorrangig angegangen werden sollten.

Ein Vergleich mit ÖGfE-Daten von Herbst 2021 zeigt, dass der Wunsch nach einer verstärkten globalen Positionierung der EU – um 9 Prozentpunkte – zugenommen hat, eine ähnlich hohe Steigerung – um 6 Prozentpunkte – ist bei der Forderung nach einer gemeinsamen europäischen Antwort auf die Herausforderung von Flucht und Migration zu erkennen. Dagegen ist der Klima- und Umweltschutz als Thema für die Befragten weniger dringlich geworden: Die Zahl jener, die diesen Bereich als hohe Priorität für die EU sehen, ist um 19 Prozentpunkte gesunken.

42 Prozent – und damit gleich viele wie 2021 – geben an, dass sie in Oberösterreich „eher Positives von der Mitgliedschaft Österreichs in der EU“ bemerken. 29 Prozent sehen dagegen das Negative überwiegen, was einer Steigerung von 6 Prozentpunkten entspricht. Für ebenfalls 29 Prozent „macht es keinen Unterschied für Oberösterreich, ob Österreich Mitglied der EU ist oder nicht“ (- 5 Prozentpunkte).

Bei politischen Entscheidungen, die die persönliche Zukunft betreffen, vertrauen die Befragten in erster Linie der regionalen politischen Ebene – 69 Prozent geben dies in der Umfrage an. 18 Prozent haben das größte Vertrauen in Entscheidungsträger:innen auf Bundesebene, 13 Prozent in jene auf europäischer Ebene.

Hintergrund:
Die aktuelle Umfrage wurde von market (
www.market.at) von 11. bis 17. April 2024 im Auftrag der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) durchgeführt. Befragt wurden online 600 Personen in Oberösterreich, 16 bis 80 Jahre, repräsentativ für Alter, Geschlecht, Region und Bildung. Maximale statistische Schwankungsbreite ca. +/- 4,1 Prozent. Differenz auf 100 Prozent aufgrund gerundeter Werte. Fehlende Werte auf 100 Prozent = „weiß nicht / keine Angabe“.

Die Umfrage in Oberösterreich ist Teil einer EU-Bundesländertour der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik im Vorfeld der Europawahlen, die am 24. April in Linz startet und bei der sowohl aktuelle bundesländerspezifische Umfragedaten in den Landeshauptstädten präsentiert als auch in Europa Club-Veranstaltungen – in Kooperation mit den ORF-Landesstudios – mit EU-Kandidat:innen und EU-Expert:innen und einem jungen Publikum über die Europawahl diskutiert wird.

Presseaussendung

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