Warum wir die Jugend stärker in die Debatte über Europa einbinden müssen. Ein Gastkommentar von Paul Schmidt.
Auch wenn bei Österreichs Jugend wohl gerade vor allem der wohlverdiente Start in den Sommer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen dürfte, sollten wir dennoch auch ein anderes zentrales Ereignis nicht aus den Augen verlieren. In knapp einem Jahr, am 9. Juni 2024, finden nämlich die nächsten Wahlen zum Europäischen Parlament statt. Für viele junge Menschen die erste Gelegenheit, mit ihrer Stimme die Zukunft Europas mitzubestimmen. Die aktuellen, bedrückenden Ereignisse in unserer Nachbarschaft zeigen, dass Demokratie und offene Gesellschaften alles andere als selbstverständlich sind. Ebenso wenig, wie die Entscheidung von mittlerweile 27 EU-Mitgliedsländern, immer enger zusammenzuarbeiten und gemeinsam Probleme zu lösen.
Gerade vor diesem Hintergrund sind die kommenden Europawahlen von besonderer Bedeutung – als Modell für freie und grenzüberschreitende demokratische Mitbestimmung im Gegensatz zu Diktatur, Autoritarismus und dem Recht des Stärkeren. In den kommenden Monaten sollten wir daher alles daransetzen, gerade Jung- und Erstwähler in die Diskussion über Europa einzubeziehen und sie mit ihren Ideen zu Wort kommen zu lassen. Denn: Je stärker die Wahlbeteiligung bei den Jungen, umso stärker werden auch ihre Anliegen gehört.
Es ist deshalb ein Fortschritt, dass – neben Österreich und Malta – nun auch Deutschland das Wahlalter für die Europawahlen auf 16 Jahre gesenkt hat, in Griechenland 17-Jährige an der Wahl teilnehmen können und sich junge Belgierinnen und Belgier ab 16 für die Wahlteilnahme registrieren können. Ein Trend, der europaweit noch mehr an Fahrt aufnehmen sollte. Unsere jährliche Umfrage unter knapp 2000 Jugendlichen macht jedenfalls deutlich, was sich junge Menschen hierzulande von der EU erwarten: Sie wünschen sich ein umweltbewusstes und soziales Europa, das für Beschäftigung sorgt und die Würde des Menschen hochhält. Sie verbinden mit der EU wirtschaftliche Vorteile und finden, dass uns die Mitgliedschaft mehr Sicherheit bringt. Sie möchten eine unabhängigere Energieversorgung und treten dafür ein, die Ukraine – vor allem wirtschaftlich – weiter stark zu unterstützen.
Es ist ein gutes Zeichen, dass sich Jugendliche hierzulande mit großer Mehrheit als Bürgerinnen und Bürger der EU fühlen und sie sich noch mehr europäische Kooperation wünschen. Allerdings wird die EU selbst nach wie vor als abstrakt und kompliziert empfunden. Die kommenden Monate bis zu den Europawahlen sollten daher genützt werden, um die Union gerade für junge Menschen verständlicher zu machen. Acht von zehn Befragten sind übrigens interessiert daran, die europäischen Institutionen vor Ort kennenzulernen. Darauf kann man doch eigentlich gut aufbauen.