Die Digitalisierung und das rasante Wachstum sozialer Medien haben die europäische Politik ziemlich verschlafen. Deren Informationen und Erklärungen kommen in der digitalen Welt nicht an – jedenfalls nicht in ausreichendem Maß. Während etwa das Freihandelsabkommen TTIP, der Aktionsplan mit der Türkei oder die Frage der Glyphosat-Zulassung in sozialen Netzwerken zerpflückt werden, reagieren offizielle Seiten zu spät und passiv. Daten und Fakten ziehen gegen negative Emotionen den Kürzeren.
In den Versäumnissen liegt aber eben auch eine Chance: Die europapolitische Kommunikation könnte auf den Kopf gestellt und neu durchdacht werden. Es braucht ein besseres Verständnis, was und vor allem wie auf Facebook, Twitter und Co. kommuniziert wird. Neben ergebnisorientierter Politik steht die Art und Weise, wie Entscheidungen getroffen werden, im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Egal ob TTIP, Panama-Papers oder die Krise der Flüchtlingspolitik: Eingefordert werden Transparenz und Verantwortung.
Nachrichten in Echtzeit und die Möglichkeit, selbst Akteur zu sein, prägen das heutige Informationsverhalten. Geografische, gesellschaftliche und zeitliche Grenzen lösen sich dabei zunehmend auf. Eine multimediale Präsenz – manchmal rund um die Uhr – ist quasi Normalzustand, Berufs- und Privatsphären verschmelzen. Gerade auch die europäische Politik müsste sich darauf einstellen. Es kann spannend sein, wenn etwa EU-Regierungschefs aus Sitzungen heraus Beschlüsse vorab elektronisch nach draußen tragen.
Aber wird die digitale Kommunikation auch verstanden? Ihre Kommunikationskanäle werden zwar benutzt, die Ergebnisse jedoch letztlich oft als “Propaganda” rezipiert. Schnell sein ist wichtig, der notwendige Dialog aber findet zu selten statt.
Politik soll erklären, am besten im direkten Gespräch, Politikerinnen und Politiker als “eine/r von uns” wahrgenommen werden. Dafür müssen diese selbst soziale Medien nützen wollen. Denn soziale Kommunikationskanäle leben von ungefilterten Neuigkeiten, von der Einladung zur Interaktion und damit zum Dialog auf Augenhöhe.
Die menschliche Seite verstärkt die politische Message. So präsentiert der finnische Finanzminister Alexander Stubb auf Twitter etwa sein Triathlon-Training, während der österreichische EU-Parlamentarier Michel Reimon auf Facebook ein “ZiB2”-Interview zur Diskussion stellt. Offenheit, Authentizität und Erreichbarkeit vermitteln den “Fan-Gemeinden” im Internet jedenfalls das Gefühl, an der politischen Meinungsbildung teilhaben zu können.
Es zählen Standpunkte und Argumente, die grenzüberschreitend wirken und reflektiert werden. Um eine (beziehungsweise 28 nationale) europäische Öffentlichkeit(en) zu erreichen, braucht es themenspezifische und mehrsprachige Beiträge. Richtig genutzt wären der digitalen EU-Kommunikation jedenfalls keine Grenzen gesetzt. Im Gegenteil, die Demokratisierung der Kommunikation und die Einladung zum Dialog sind Gebote der Stunde.Hier stehen etliche Akteure noch am Anfang einer Entwicklung, deren Potenzial sie wesentlich intensiver nützen sollten
Weitere interessante Artikel
3. Oktober 2023
Europa Club Spezial: Is EU enlargement back on track? Moving towards a democratic and united Europe, 9. Oktober 2023
Europa Club Spezial - PODIUMSDISKUSSION
im Rahmen unseres EU-Projektes WB2EU:
Is EU enlargement back on track? Moving towards a democratic and united Europe
Montag, 9. Oktober 2023, 17:00 - 19:00 Uhr
Haus der EU, Wipplingerstraße 35, 1010 Wien
Mit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die EU-Erweiterungspolitik eine vollkommen neue Dynamik erfahren. Die Ukraine, die Republik Moldau sowie Bosnien und Herzegowina haben Kandidatenstatus erhalten, Kosovo hat einen Mitgliedsantrag gestellt und mit Nordmazedonien sowie Albanien wurden Beitrittsverhandlungen gestartet. Zudem hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in ihrer Rede zur Lage der Union mit der Perspektive einer „EU30+“ der Debatte weiteren kräftigen Schwung verliehen. Doch müssen nicht nur die Kandidatenländer die Beitrittskriterien erfüllen, sondern auch die Union selbst muss wichtige Reformen umsetzen, um für eine Erweiterung fit zu sein. Während die EU-Mitglieder noch geopolitische, nationale und institutionelle Interessen gegeneinander abwägen, befinden sich die Westbalkanländer in einem langwierigen Verhandlungs- und Reformprozess.
Zum Abschluss unseres dreijährigen Erasmus+ Jean-Monnet-Netzwerk-Projekts zu Europäisierung, Demokratisierung und Stärkung der Zivilgesellschaft am Westbalkan WB2EU – koordiniert mit dem oiip und in Kooperation mit 15 Partnern aus ganz Europa – wollen wir über aktuelle Entwicklungen, Hürden und Perspektiven des EU-Erweiterungs- und Reformprozesses diskutieren.
3. Oktober 2023
Die große Aufgeregtheit – wie uns die EU-Debatte schadet (Gastkommentar Kurier)
Die Gemengelage in Österreich zur EU-Mitgliedschaft ist ambivalent, so ÖGfE-Generalsekretär Paul Schmidt. Die Mehrheit unterstützt die EU-Mitgliedschaft, aber Meinungen über gemeinsames vs. nationalstaatliches Handeln sind gespalten. Die Zahl der Austrittsbefürworter ist gestiegen, vermutlich aufgrund aktueller Krisen und einer polarisierenden politischen Diskussion. Doch angesichts der bevorstehenden Europawahlen ist eine konstruktive Diskussion über die Zukunftsthemen notwendig. Lösungsorientiertes Handeln und gemeinsame Argumentation sollten im Vordergrund stehen.
29. September 2023
Convergence of the Western Balkans towards the EU: from enlargement to cohesion
By: Ardian Hackaj
On the one hand, there is a gap between the six countries of the Western Balkans and their partners in the European Union, and on the other hand, the speed of their convergence towards the EU defines the pace of enlargement progress. All Western Balkan countries are engaged in reforms that are transforming their institutions, developing their economies, and improving the quality of life of their citizens. The EU, through its enlargement mechanism, is supporting them. But on their way to membership, their economies must grow quickly to catch up with their EU peers, and local infrastructure must be upgraded and extended. Domestic institutions should complete the reforms and also deliver on the rule of law, justice reform, the fight against corruption and organised crime, as well as security and fundamental rights. The author of this Policy Brief creates a methodological framework that links the local infrastructure, domestic institutions, and people, allowing us to understand the dynamics and complexity of sustainable and resilient development paths as well as identify entry points for the Western Balkans and EU policy-makers.
On the one hand, there is a gap between the six countries of the Western Balkans and their partners in the European Union, and on the other hand, the speed of their convergence towards the EU defines the pace of enlargement progress. All Western Balkan countries are engaged in reforms that are transforming their institutions, developing their economies, and improving the quality of life of their citizens. The EU, through its enlargement mechanism, is supporting them. But on their way to membership, their economies must grow quickly to catch up with their EU peers, and local infrastructure must be upgraded and extended. Domestic institutions should complete the reforms and also deliver on the rule of law, justice reform, the fight against corruption and organised crime, as well as security and fundamental rights. The author of this Policy Brief creates a methodological framework that links the local infrastructure, domestic institutions, and people, allowing us to understand the dynamics and complexity of sustainable and resilient development paths as well as identify entry points for the Western Balkans and EU policy-makers.
Weitere interessante Artikel
3. Oktober 2023
Europa Club Spezial: Is EU enlargement back on track? Moving towards a democratic and united Europe, 9. Oktober 2023
Europa Club Spezial - PODIUMSDISKUSSION
im Rahmen unseres EU-Projektes WB2EU:
Is EU enlargement back on track? Moving towards a democratic and united Europe
Montag, 9. Oktober 2023, 17:00 - 19:00 Uhr
Haus der EU, Wipplingerstraße 35, 1010 Wien
Mit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die EU-Erweiterungspolitik eine vollkommen neue Dynamik erfahren. Die Ukraine, die Republik Moldau sowie Bosnien und Herzegowina haben Kandidatenstatus erhalten, Kosovo hat einen Mitgliedsantrag gestellt und mit Nordmazedonien sowie Albanien wurden Beitrittsverhandlungen gestartet. Zudem hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in ihrer Rede zur Lage der Union mit der Perspektive einer „EU30+“ der Debatte weiteren kräftigen Schwung verliehen. Doch müssen nicht nur die Kandidatenländer die Beitrittskriterien erfüllen, sondern auch die Union selbst muss wichtige Reformen umsetzen, um für eine Erweiterung fit zu sein. Während die EU-Mitglieder noch geopolitische, nationale und institutionelle Interessen gegeneinander abwägen, befinden sich die Westbalkanländer in einem langwierigen Verhandlungs- und Reformprozess.
Zum Abschluss unseres dreijährigen Erasmus+ Jean-Monnet-Netzwerk-Projekts zu Europäisierung, Demokratisierung und Stärkung der Zivilgesellschaft am Westbalkan WB2EU – koordiniert mit dem oiip und in Kooperation mit 15 Partnern aus ganz Europa – wollen wir über aktuelle Entwicklungen, Hürden und Perspektiven des EU-Erweiterungs- und Reformprozesses diskutieren.
3. Oktober 2023
Die große Aufgeregtheit – wie uns die EU-Debatte schadet (Gastkommentar Kurier)
Die Gemengelage in Österreich zur EU-Mitgliedschaft ist ambivalent, so ÖGfE-Generalsekretär Paul Schmidt. Die Mehrheit unterstützt die EU-Mitgliedschaft, aber Meinungen über gemeinsames vs. nationalstaatliches Handeln sind gespalten. Die Zahl der Austrittsbefürworter ist gestiegen, vermutlich aufgrund aktueller Krisen und einer polarisierenden politischen Diskussion. Doch angesichts der bevorstehenden Europawahlen ist eine konstruktive Diskussion über die Zukunftsthemen notwendig. Lösungsorientiertes Handeln und gemeinsame Argumentation sollten im Vordergrund stehen.
29. September 2023
Convergence of the Western Balkans towards the EU: from enlargement to cohesion
By: Ardian Hackaj
On the one hand, there is a gap between the six countries of the Western Balkans and their partners in the European Union, and on the other hand, the speed of their convergence towards the EU defines the pace of enlargement progress. All Western Balkan countries are engaged in reforms that are transforming their institutions, developing their economies, and improving the quality of life of their citizens. The EU, through its enlargement mechanism, is supporting them. But on their way to membership, their economies must grow quickly to catch up with their EU peers, and local infrastructure must be upgraded and extended. Domestic institutions should complete the reforms and also deliver on the rule of law, justice reform, the fight against corruption and organised crime, as well as security and fundamental rights. The author of this Policy Brief creates a methodological framework that links the local infrastructure, domestic institutions, and people, allowing us to understand the dynamics and complexity of sustainable and resilient development paths as well as identify entry points for the Western Balkans and EU policy-makers.
On the one hand, there is a gap between the six countries of the Western Balkans and their partners in the European Union, and on the other hand, the speed of their convergence towards the EU defines the pace of enlargement progress. All Western Balkan countries are engaged in reforms that are transforming their institutions, developing their economies, and improving the quality of life of their citizens. The EU, through its enlargement mechanism, is supporting them. But on their way to membership, their economies must grow quickly to catch up with their EU peers, and local infrastructure must be upgraded and extended. Domestic institutions should complete the reforms and also deliver on the rule of law, justice reform, the fight against corruption and organised crime, as well as security and fundamental rights. The author of this Policy Brief creates a methodological framework that links the local infrastructure, domestic institutions, and people, allowing us to understand the dynamics and complexity of sustainable and resilient development paths as well as identify entry points for the Western Balkans and EU policy-makers.