Im Rahmen der aktuellen Plenarsitzung des österreichischen Nationalrats wurde gestern u. a. beschlossen, dass ab 1. Jänner 2011 Väter, die im öffentlichen Dienst beschäftigt sind, die Möglichkeit haben, einen „Papamonat“ in Anspruch zu nehmen.
Bereits am 11. November 2010 hatte Frauenministerin Heinisch-Hosek die Kampagne „Echte Männer gehen in Karenz“[1] lanciert. Gemeinsam mit Arbeits- und Sozialminister Hundstorfer, den Sozialpartnern und der Industriellenvereinigung hat die Frauenministerin zudem eine Informations-Offensive für mehr Väterkarenz in der Wirtschaft[2] gestartet. Und auch auf EU-Ebene ist die „Väterkarenz“ Thema, wie eine Resolution des Europäischen Parlaments zur Ausweitung des Mutterschutzes und des Vaterschaftsurlaubs[3] zeigt. Aus diesem Anlass hat die Österreichische Gesellschaft für Europapolitik eine tabellarische Kurzübersicht erstellt, die zeigt, wie in den EU-Mitgliedstaaten die Länge des Mutterschafts-, Vaterschafts- und Elternurlaubs geregelt ist.
Wieviel Väter gehen in der EU in Karenz?
In Österreich liegt der Anteil der Väter, die in Karenz gehen, bei rund 5 %. Wie sieht es in den anderen europäischen Ländern aus? Zwar ist es schwierig, aufgrund oft unterschiedlicher Datenlage, ein Gesamtbild zu zeichnen. Einige ausgewählte Länder-Beispiele lassen jedoch erkennen, dass in Europa die Anzahl der Väter, die Vaterschafts- oder Elternurlaub in Anspruch nehmen, im Steigen begriffen ist – gerade, wenn Anreize (wie etwa Vaterschaftsgeld) geboten werden.
Das gilt vor allem für die skandinavischen Länder, in denen eine deutliche Mehrheit der Väter (> 70 %) vom Vaterschaftsurlaub Gebrauch macht. Zwar nehmen Mütter die meisten der zur Verfügung stehenden „Karenzzeiten“ in Anspruch, die Zahl der Väter nimmt aber zu: Im Jahr 2009 wurden in Schweden 23,1 % der für „Karenzzeiten“ vorgesehenen Tage von Männern in Anspruch genommen, im Jahr 2000 waren es erst 13,7 %. In Island etwa stieg – nachdem auch Vätern die Möglichkeit einer 13-wöchigen Elternzeit bewilligt wurde – der Prozentsatz der von Männern in Anspruch genommenen „Karenztage“ von 3,3 % auf 33,9 %.
In Deutschland stieg der Anteil der Väter, die Elternzeit nehmen, nach der Einführung eines neuen Elterngeldes im Jahr 2007 von 3,5 % auf 18,6 % im Frühjahr 2009.
Auch in Estland erhöhte sich der Anteil mit der Einführung eines bezahlten Vaterschaftsurlaubes im Jahr 2008 um das Vierfache auf rund 50 %.
In Slowenien etwa stieg der Anteil jener, die den (bezahlten) Vaterschaftsurlaub in Anspruch nahmen, von 63 % im Jahr 2003 auf etwa 75 % in den Jahren 2006-2008.
[1] www.maennerinkarenz.at/index.html
[2] www.maennerinkarenz.at/kampagne.html
[3] www.europarl.at/view/de/AKTUELLES/press-release/pr-2010/pr-2010-October/pr-2010-Oct-18.html;jsessionid=BDC04706460D6C95E25254439E44335B