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Zum Start des EU-Ratsvorsitzes – Jugendliche sehen EU-Mitgliedschaft positiv

Die Europäische Integration befindet sich seit geraumer Zeit in unruhigem Fahrwasser – dennoch stehen Jugendliche in Österreich der Mitgliedschaft in der EU überwiegend positiv gegenüber und zeigen sich auch, was die Zukunft der Union betrifft, zuversichtlich. Das zeigt die jährliche ÖGfE-Jugendumfrage, bei der im vergangenen Schuljahr 3168 Jugendliche an 49 Schulen österreichweit befragt wurden. Darauf sollte man im Rahmen des österreichischen EU-Ratsvorsitzes und im Hinblick auf die Europawahlen nächstes Jahr aufbauen und die Jugend verstärkt einbinden.
70 Prozent der befragten Jugendlichen haben den Eindruck, dass die Mitgliedschaft Österreichs in der Europäischen Union eher eine „gute Sache“ ist. Lediglich 7 Prozent halten die EU-Mitgliedschaft für explizit schlecht. Immerhin ein knappes Viertel (23 Prozent) äußert sich neutral und entscheidet sich für die Option „weder gut noch schlecht“.
Je jünger die Befragten sind, desto positiver wird die heimische EU-Mitgliedschaft beurteilt. Jugendliche an AHS halten die EU-Mitgliedschaft Österreichs häufiger für eine „gute Sache“ als Befragte an einer BHS oder BerufsschülerInnen.
Nahezu eine Zwei-Drittel-Mehrheit (62 Prozent) spricht sich dafür aus, dass in Zukunft innerhalb der EU mehr Entscheidungen gemeinsam auf europäischer Ebene getroffen werden sollen. Fast vier von zehn Befragten (38 Prozent) würden es hingegen vorziehen, wenn künftig mehr auf nationalstaatlicher Ebene entschieden würde.
Die jüngsten Befragten (15 Jahre oder jünger) sprechen sich etwas stärker für ein Mehr an europäischen Lösungen aus als ältere Jugendliche. SchülerInnen an AHS befürworten europäische Entscheidungen stärker als jene an BHS und BerufsschülerInnen.
Fast vier von zehn Befragten halten es für sinnvoller, wenn mehr Entscheidungen auf nationalstaatlicher Ebene fallen würden. Ein Ergebnis, das nicht überrascht. Es entspricht einem europaweiten Trend und spiegelt auch den politischen Diskurs in Österreich wider.
Was die Zukunft der Europäischen Union anlangt, so zeigen sich zwei von drei Befragten zuversichtlich (65 Prozent). Ein gutes Drittel der Jugendlichen kann diesen Optimismus jedoch nicht teilen (35 Prozent: „nicht zuversichtlich“).
Mit steigendem Alter nimmt die Zahl jener zu, die die Zukunft der Union pessimistisch sehen. BerufsschülerInnen sind etwas weniger zuversichtlich als Befragte aus anderen Schultypen.
Eine Bewertung der Europäischen Union anhand vorgegebener Gegensatzpaare fällt in den meisten Fällen zugunsten der Union aus. So halten 85 Prozent der befragten Jugendlichen die EU für „demokratisch“ (15 Prozent „undemokratisch“), 82 Prozent verbinden sie mit „Freiheit“ (18 Prozent „Zwang“), 78 Prozent bewerten sie als solidarisch (22 Prozent „unsolidarisch“), 76 Prozent als „einflussreich“ (24 Prozent „einflusslos“).
69 Prozent sehen die EU als „sicher“ (31 Prozent „unsicher“), 65 Prozent bewerten sie als „interessant“ (35 Prozent „uninteressant“), 63 Prozent als „stark“ (37 Prozent „schwach“).
Mehrheitlich wird die Union auch als „vertraut“ (58 Prozent) und „nahe“ (57 Prozent) empfunden. Allerdings ist hier die Zahl jener, die sie als „fremd“ (42 Prozent) bzw. „fern“ (43 Prozent) sehen, beachtlich.
Eine überwiegende Mehrheit schließlich empfindet die Union als „kompliziert“ (80 Prozent), während nur 20 Prozent sie als „einfach“ einschätzt.
Ein näherer Blick macht deutlich, dass Schülerinnen die Europäische Union in fast allen Bereichen etwas positiver beurteilen als Schüler. Mit steigendem Alter wird die EU in den meisten Bereichen deutlich kritischer beurteilt. Jugendliche, die eine AHS besuchen, entscheiden sich fast durchgängig häufiger für eine positive Bewertung der EU als jene an BHS und BerufsschülerInnen. Letztere zeigen sich in fast allen Bereichen vergleichsweise am skeptischsten.
Das Image der Europäischen Union hat in den letzten Jahren durch externe Krisen und interne Querelen Höhen und Tiefen erlebt. Dennoch hat die Union bei Jugendlichen in Österreich weiter Kredit.  Ein knappes Jahr vor den nächsten Europawahlen ist es daher umso wichtiger, das Gespräch mit jungen Menschen – gerade auch in der Gruppe der Berufsschüler und Lehrlinge – über Europa zu suchen und offen die gegenwärtigen Herausforderungen und möglichen Lösungsansätze anzusprechen.
Paul Schmidt
 
Hintergrund:
Die Umfrage wurde im Rahmen der Wanderausstellung „EUROPA#wasistjetzt“ österreichweit im Zeitraum September 2017 bis inkl. Mai 2018 durchgeführt. 3168 Jugendliche an 49 Schulen wurden schriftlich befragt. „EUROPA#wasistjetzt“ (
www.wasistjetzt.eu) ist ein gemeinsames Projekt der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik, des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres und der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich.
Angaben zum Umfragesample: 25 Prozent der Befragten waren 15 Jahre oder jünger, 57 Prozent 16 bis 18 Jahre und 18 Prozent 19 Jahre und älter. 55 Prozent Schüler, 45 Prozent Schülerinnen; Einbezogene Schultypen (50 Prozent Berufs-, Fachschule, 32 Prozent AHS, 16 Prozent BHS, 2 Prozent NMS/KMS, HS, Polytechnische Schule). Bundesländerverteilung in Prozent: BGLD: 10, KTN: 14, NÖ: 29, OÖ: 5, SBG: 8, STMK: 14, TIR: 5, WIEN: 9, VBG 6. Auswertung der Umfrage: Sozialwissenschaftliche Studiengesellschaft. Fehlende Werte auf 100 Prozent = “Keine Angabe”.