Die ersten Monate der Präsidentschaft von Donald Trump haben das Vertrauen der österreichischen Bevölkerung in die Vereinigten Staaten deutlich erschüttert. Gleichzeitig sorgen sich die Menschen vor einer Ausweitung des russischen Angriffskrieges. Vor diesem Hintergrund plädieren viele für eine engere Kooperation innerhalb der EU. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Umfrage der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (online, 1000 Befragte, österreichweit).
Vor zwei Jahren waren noch 34 Prozent der Befragten der Meinung, dass die USA für Österreich ein Partner sei, dem man vertrauen könnte. Aktuell hat sich diese Zahl auf 15 Prozent mehr als halbiert. Der Anteil der Skeptiker:innen ist seit April 2023 von 47 auf 69 Prozent gestiegen. (Rest auf 100 Prozent = „weiß nicht/Keine Angabe“).
17 Prozent sehen die Volksrepublik China als Partner (April 2023: 12 Prozent), dem mit Vertrauen begegnet werden kann, 57 Prozent (April 2023: 72 Prozent) empfinden dies jedoch nicht so. Die Zahl jener, die sich bezüglich der Rolle Chinas unsicher sind, ist im selben Zeitraum um 10 Prozentpunkte gestiegen.
Die Vertrauenswerte für Russland bewegen sich weiter im einstelligen Bereich. Für 8 Prozent ist Moskau ein Partner, dem Österreich vertrauen kann (2023: 9 Prozent). 75 Prozent widersprechen dem, was einem weiteren Rückgang um 4 Prozentpunkte entspricht. 16 Prozent geben keine Stellungnahme ab.
Dass die Ukraine für unser Land ein vertrauenswürdiger Partner ist, sagen 22 Prozent der Befragten und damit um 6 Prozentpunkte weniger als 2023. 55 Prozent sind in dieser Hinsicht skeptisch (April 2023: 50 Prozent). Etwas mehr als ein Fünftel hat dazu keine klare Meinung.
Das Ex-EU-Mitglied Großbritannien genießt dagegen sehr hohe Vertrauenswerte: Sechs von zehn Befragten (59 Prozent) sehen das UK als Partner für Österreich, ein Fünftel (21 Prozent) stimmt nicht zu, ein weiteres Fünftel kann diese Frage nicht beurteilen.
Das heimische Meinungsbild unterscheidet sich in dieser Frage teilweise von jenem aus Deutschland. So bezeichneten Anfang März im Rahmen des ARD-DeutschlandTrend – ähnlich wie hierzulande – 16 Prozent die USA und 10 Prozent Russland als vertrauenswürdigen Partner für Deutschland. Die Vertrauenswerte für die Ukraine und Großbritannien lagen bei den deutschen Befragten mit 44 Prozent bzw. 78 Prozent jedoch deutlich höher.
44 Prozent halten es für „sehr“ (22 Prozent) oder „eher wichtig“ (22 Prozent), dass die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten die Ukraine weiter in ihrem Kampf gegen den russischen Angriff unterstützen. Ein praktisch ebenso hoher Anteil in der Bevölkerung erachtet dies jedoch als „eher nicht“ (16 Prozent) oder „gar nicht wichtig“ (28 Prozent). Seit der letzten Befragung im April 2023 ist die Zustimmung der Hilfe für Kiyv um insgesamt 7 Prozentpunkte zurückgegangen, die Ablehnung dagegen um 8 Prozentpunkte angestiegen.
Fast zwei Drittel der Befragten machen sich „sehr große“ (20 Prozent) bzw. „teilweise“ Sorgen (44 Prozent), dass es zu einer Ausweitung des Krieges auf weitere Länder in Europa kommen könnte. Die Zahl jener, die „weniger“ (22 Prozent) bzw. „gar keine“ Sorgen (10 Prozent) haben, umfasst ein gutes Drittel. In Deutschland zeigen sich – so ein ZDF Politikbarometer von März – sogar fast drei Viertel besorgt.
Eine Erweiterung der EU um neue Länder innerhalb der kommenden fünf Jahre findet in Österreich keine Mehrheit. 63 Prozent sprechen sich dagegen aus, 21 Prozent wären dafür und 16 Prozent haben dazu keine Meinung.
42 Prozent der Befragten sind dafür, dass das Ausmaß der Zusammenarbeit innerhalb der Europäischen Union vertieft werden sollte, für 18 Prozent ist es jetzt gerade richtig und 27 Prozent möchten weniger intensive Kooperation. 12 Prozent können diese Frage nicht beurteilen.
Hintergrund:
Die aktuelle Umfrage wurde von market (www.market.at) von 23. bis 28. April 2025 im Auftrag der ÖGfE durchgeführt. Befragt wurden österreichweit 1000 Personen online, österreichische Bevölkerung, 16 bis 80 Jahre, repräsentativ für Alter, Geschlecht, Region und Bildung. Maximale statistische Schwankungsbreite +/- 3,16 Prozent. Differenz auf 100 Prozent aufgrund gerundeter Werte. Fehlende Werte auf 100 Prozent = „weiß nicht / keine Angabe“.